HIER UND JETZT im Museum Ludwig.
Ukrainische Moderne 1900–1930
& Daria Koltsova
3. Juni – 24. September 2023
З повним текстом українською мовою можна ознайомитися тут.
Künstler*innen: Alexander Archipenko, Oleksandr Bohomazow, Mychajlo Bojtschuk, Wolodymyr Burljuk, Oleksandr Chwostenko-Chwostow, Alexandra Exter, Wasyl Jermilow, Borys Kosarew, Kasymyr Malewytsch, Wadym Meller, Wiktor Palmow, Anatol Petryzkyj, Manuil Shekhtman, Marija Synijakowa, Sarah Shor u. a. & Daria Koltsova
Die Ausstellungsreihe HIER UND JETZT im Museum Ludwig hinterfragt die Konventionen der Museumsarbeit aus heutiger Sicht. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine verändert unseren Umgang mit der „Russischen Avantgarde“. Viele Künstler*innen, die in der Vergangenheit – auch in der Sammlung des Museum Ludwig – unter diesem Begriff zusammengefasst wurden, wie Alexandra Exter, Oleksandr Bohomazow, Wolodymyr Burljuk und Wasyl Jermilov, lebten und arbeiteten in der Ukraine und haben die dortige Kultur vor hundert Jahren entscheidend mitgeprägt. Sie stammten aus Städten wie Kyjiw, Odesa und Charkiw oder hatten dort ihre Ateliers, und schufen kubofuturistische, suprematistische und konstruktivistische Werke.
Diese der Moderne in der Ukraine gewidmete Ausstellung versammelt rund achtzig Gemälde und Arbeiten auf Papier, die zwischen den 1900er und den 1930er Jahren entstanden sind. Kuratiert von Konstantin Akinsha, Katia Denysova und Olena Kashuba-Volvach, wurde sie zuerst unter dem Titel In the Eye of the Storm: Modernism in Ukraine, 1900-1930s im Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid gezeigt. Die Schau enthält zahlreiche Leihgaben aus dem Nationalen Kunstmuseum der Ukraine sowie dem Museum für Theater-, Musik- und Filmkunst der Ukraine, die aus Kyjiw außer Landes gebracht wurden. Ergänzt wird diese Auswahl durch Werke aus privaten Sammlungen und den Beständen des Museum Ludwig. Viele der ausgestellten Künstler*innen, darunter Oleksandr Bohomazow, Anatol Petryzkyj und Sarah Shor sowie Künstlergruppen wie die Bojtschukisten und die jüdische Kultur Lige, sind im Westen kaum bekannt und werden für das internationale Publikum eine echte Entdeckung sein.
Die Ausstellung stellt die Vielstimmigkeit der künstlerischen Stile und kulturellen Identitäten in der Ukraine zu Beginn des 20. Jahrhunderts dar. Sie konzentriert sich auf die Städte Kyjiw und Charkiw und erzählt die Geschichte der ukrainischen Künstler*innen der Moderne und ihrer Versuche, auf unterschiedlichen Wegen die kulturelle Identität und Eigenständigkeit zu prägen.
Die modernistische Bewegung in der Ukraine entwickelte sich vor dem komplizierten sozio-politischen Hintergrund zusammenbrechender Imperien, des Ersten Weltkriegs, der Revolutionen von 1917 mit der anschließenden kurzlebigen Unabhängigkeit der Ukrainischen Volksrepublik (1917–1920) und der späteren Gründung der Sowjetukraine. Trotz dieser politischen Turbulenzen erlebten die ukrainische Kunst und Literatur, das Theater und das Kino in dieser Zeit eine wahre Blüte. Der komplexe geschichtliche Hintergrund der Ukraine führte zu einer lebendigen Mischung ukrainischer, polnischer, russischer und jüdischer Elemente, aus deren Begegnung sich ein facettenreiches kulturelles Profil ergab.
Eine Timeline der historischen und kulturellen Ereignisse in der Ukraine von 1900-1930 finden Sie hier.
Diese neue kunsthistorische Perspektive auf die Avantgarde wird erweitert durch einen Beitrag der Künstlerin Daria Koltsova, die 1987 in Charkiw geboren wurde. Auf Einladung von Yuliia Berdiiarova, Kuratorin am Museum Ludwig, präsentiert sie eine neue monumentale Glasinstallation, die sich mit dem kulturellen Erbe der Ukraine beschäftigt und mit der Frage, wie dieses angesichts des Krieges geschützt werden kann.
Rita Kersting, Stellvertretende Direktorin am Museum Ludwig: „Wir freuen uns, dass wir mit dieser Ausstellung zum ersten Mal einen Überblick über die Moderne in der Ukraine geben können. Die kraftvollen und schönen Werke aus dem Nationalen Kunstmuseum der Ukraine und dem Museum für Theater-, Musik- und Filmkunst der Ukraine wurden mitten im Krieg aus dem Land gebracht. Unsere Solidarität gilt unseren Kolleg*innen und der ukrainischen Bevölkerung.“
Kurator*innen: Dr. Konstantin Akinsha (Kunsthistoriker, Fellow am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt, Gründer von The Avantgarde Research Project), Katia Denysova (Kunsthistorikerin, Doktorandin am Courtauld Institute of Art, London), Dr. Olena Kashuba-Volvach (Sammlungsleitung für die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts am Nationalen Kunstmuseum der Ukraine, Kyjiw) & Yuliia Berdiiarova (Kuratorin am Museum Ludwig)
Die Ausstellung wird substanziell unterstützt von der Fördergruppe HIER UND JETZT aus dem Kreis der Mitglieder der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig e.V. Wir danken auch dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Peter und Irene Ludwig Stiftung, der Rudolf-August Oetker Stiftung, der Sparkasse KölnBonn sowie Russmedia. ARTE ist Medienpartner.
Medienpartner
Die Ernst von Siemens Kunststiftung und die HERMANN REEMTSMA STIFTUNG unterstützen zusammen mit der Gerda Henkel Stiftung die Stelle der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Yuliia Berdiiarova im Museum Ludwig.
Publikation
Zur Ausstellung erscheint der Katalog HIER UND JETZT im Museum Ludwig. Ukrainische Moderne 1900-1930 & Daria Koltsova, hrsg. von Yuliia Berdiarova und Rita Kersting, mit Textbeiträgen von Konstantin Akinsha, Katia Denysova, Yuliia Berdiiarova, Yilmaz Dziewior, Tetyana Filevska, Rita Kersting, Daria Koltsova, Ania Kołyszko, deutsch/englisch, teils ukrainisch, 216 Seiten, ca. 95 Farbabbildungen, Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln, ISBN 978-3-7533-0492-2, 29,80 Euro.
#HierUndJetzt
#UkrainischeModerne
Rahmenprogramm
Dienstag, 6. Juni, 18h: KunstBewusst-Vortrag mit Dr. Olena Balun zum Thema "Avantgarde und Modernismus in der Ukraine. Entwicklungen und Grenzgänge"
Donnerstag, 7. September 17–22h: Langer Donnerstag: Ukraine NOW!
Freitag–Samstag, 8.–9. September Echo der ukrainischen Moderne Gespräche, Führungen, Filme, Musik, Performances und Workshops organisiert von Bundeszentrale für Politische Bildung & Ukrainian Institute
Mitmachaktion in der Ausstellung: Kleben Sie aus geometrischen Formen Ihre eigenen Kostüme und Kleidungsstücke auf eine Postkarte!
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Jeden Samstag, 15–17h: Kunst:Dialoge in der Ausstellung
Jeden Sonntag,15h: Öffentliche Führung durch die Ausstellung