Mapping the Collection

20. Juni - 11. Oktober 2020

Mapping the Collection wirft einen neuen Blick auf zwei einflussreiche Jahrzehnte in der US-amerikanischen (Kunst-) Geschichte: die 1960er und 1970er Jahre. Die Ausstellung präsentiert Arbeiten aus der Sammlung des Museum Ludwig mit einer Auswahl von Kunstwerken von weiblichen, queeren, indigenen Künstler*innen sowie artists of color, die nicht in der Sammlung vertreten sind, und gibt so einen Anstoß zur Erweiterung des Rezeptionsrahmens US-amerikanischer Kunst. Die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse und Entwicklungen dieser beiden Jahrzehnte bilden den Hintergrund, vor dem unsere westeuropäisch geprägte Vorstellung und Rezeption US-amerikanischer Kunstgeschichte kritisch hinterfragt wird.

Denken wir an die 1960er und 1970er Jahre in den Vereinigten Staaten, erinnern wir uns in Deutschland vor allem an die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung, an die Ermordungen von John F. Kennedy und Martin Luther King und an die Proteste gegen den Vietnam-Krieg. Wir wissen jedoch wenig über die Brown Berets, über die Aktivisten des American Indian Movement oder über die Anfänge der Gay Liberation. Charakteristisch für die Kunst dieser Jahre sind die Werke von Andy Warhol und Roy Lichtenstein, Donald Judd und Robert Smithson oder Robert Rauschenberg und Robert Indiana. Afroamerikanische Künstler*innen hingegen sind kaum präsent in der Erzählung US-amerikanischer Kunst des 20. Jahrhunderts, indigene oder Latinx noch weniger. Sie haben aber natürlich ebenfalls wichtige Beiträge zur Entwicklung der Kunst und Kultur der Vereinigten Staaten geleistet.

Mapping the Collection zeigt neben Werken dieser bekannten Künstler aus der Sammlung des Museum Ludwig auch Werke weniger bekannter Künstler, wie David Wojnarowicz und Leon Polk Smith, die ebenfalls in der Sammlung vertreten sind und bringt sie mit Leihgaben von Senga Nengudi, Adrian Piper oder T.C. Cannon (Kiowa/Caddo) zusammen. Ziel ist es, zum einen zu zeigen, wie Künstler*innen auf die sozialen und politischen Entwicklungen und Ereignisse dieser beiden Jahrzehnte reagiert haben, und zum anderen deutlich zu machen, dass formale und stilistische Entwicklungen und der Austausch von Ideen nicht an den Grenzen von Geschlecht, ethnischer oder sozialer Herkunft haltmachten. Durch diese Zusammenführung kommen auch bisher übersehene Verbindungen und Allianzen zwischen Künstler*innen untereinander, und zwischen Künstler*innen und Aktivist*innen zum Vorschein, die deutlich machen, dass Kunst stets mit dem sozialen und politischen Kontext ihrer Entstehung verbunden bleibt. Gleichzeitig wird so deutlich, mit welchen Hindernissen sich Künstler*innen aus indigenen, afroamerikanischen oder anderen marginalisierten Communities konfrontiert sahen, und welchen Einfluss Herkunft, Rassifizierung und Gender auf die Rezeption und unser Verständnis von Kunst haben.

Mapping the Collection hinterfragt den vertrauten (kunst-) historischen Kanon und knüpft damit an feministische und queere Diskurse an. Aber auch siedlerkoloniale Theorien werden miteinbezogen, Ausgangspunkt ist hierbei die Kolonialisierung des amerikanischen Kontinents und der damit einhergehende Genozid an den indigenen Bewohner*innen Amerikas. Durch die Hinzufügung von Archivmaterial werden die Werke in den historischen, politischen und gesellschaftlichen Kontext ihrer Entstehung versetzt. Es ergeben sich so neue Verknüpfungen zwischen Künstler*innen, Werken und Kunstgeschichte, aber auch die Rolle des Museums selbst in der Entstehung und Bestätigung solcher (kunst-) historischer Narrative wird thematisiert. Mapping the Collection wirft Fragen zu Repräsentation und Selbstbestimmung auf, die heute noch genauso relevant sind wie damals – in den Vereinigten Staaten wie auch in Deutschland.

Hervorgegangen ist die Ausstellung aus dem Terra Foundation Research Fellowship in American Art am Museum Ludwig. Über einen Zeitraum von zwei Jahren widmete sich das Projekt der Sammlung US-amerikanischer Kunst des 20. Jahrhunderts im Museum Ludwig und untersuchte diese hinsichtlich postkolonialer, feministischer, queerer oder gender-theoretischer Fragestellungen.

Künstler*innen: Asco, Vito Acconci, Ruth-Marion Baruch, T.C. Cannon (Kiowa/Caddo), Barbara Chase-Riboud, Edward Curtis, Dan Graham, David Hammons, Sharon Hayes, Robert Indiana, Pirkle Jones, Corita Kent (Sister Corita), Sherrie Levine, Roy Lichtenstein, Morris Louis, Gordon Matta-Clark, Ana Mendieta, Senga Nengudi, Louise Nevelson, Kenneth Noland, Claes Oldenburg, Adam Pendleton, Howardena Pindell, Adrian Piper, Yvonne Rainer, Robert Rauschenberg, Martha Rosler, Carolee Schneemann, Leon Polk Smith, Andy Warhol, Hannah Wilke, David Wojnarowicz

Kuratorin: Janice Mitchell, Terra Foundation Fellow in American Art am Museum Ludwig

Die Ausstellung wird großzügig gefördert durch die Terra Foundation for American Art, die Kunststiftung NRW, den Landschaftsverband Rheinland, Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege sowie durch eine Förderung der Sparkasse KölnBonn aus dem PS Zweckertrag der Lotterie des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes PS Sparen und Gewinnen.

Hier können Sie ein ausführliches Glossar zu der Ausstellung herunterladen.

Dublab, eines der ersten Online- und Community- Radios weltweit, hat für die Ausstellung im Rahmen des Langen Donnerstag eine Live-Sendung geschaltet, die Sie sich nun in ihrem Archiv anhören können.

Digitale Konferenz

Am 10. Oktober findet ab 15 Uhr eine digitale Konferenz im Rahmen der Ausstellung statt. Sie bringt Kunsthistoriker*innen, Kritiker*innen und Kurator*innen zusammen, um über die Entwicklung der US-amerikanischen Kunst und deren Rezeption in den 1960er und 1970er Jahren zu diskutieren. Der Fokus der Konferenz liegt ebenfalls auf kunsthistorischen Diskursen, die sich an Queer Studies, feministischer Theorie und Postkolonialismus orientieren: bekannte Narrative werden hinterfragt und die Verbindungen zwischen Kunst, Kanon und kuratorischer Praxis werden ebenfalls thematisiert. Aber auch neue Möglichkeiten des Verständnisses und der Interpretation werden aufgezeigt, die ein vielfältigeres und diverses Bild der Kunst des 20. Jahrhunderts aus den Vereinigten Staaten abbilden.

Teilnehmer*innen

Dr. Fiona Anderson, Dozentin in Kunstgeschichte, Fakultät für Bildende Kunst, New Castle University, UK

Lena Essling, Kuratorin für Film und Video, Moderna Museet, Stockholm

Prof. Dr. Ursula Frohne, Institut für Kunstgeschichte, Universität Münster

Genevieve Hyacinthe, Phd, Assistant Professor of History of Art and Visual Culture at California College of the Arts, San Francisco, CA

Prof. Jonathan D. Katz, PhD, Associate Professor of Practice in Art History and Gender, Sexuality and Women’s Studies at the University of Pennsylvania, Philadelphia, PA

Dr. Stephanie Weber, Kuratorin, Lenbachhaus München

Konzeption und Moderation: Janice Mitchell, Terra Foundation Collection Research Fellow in American Art 

Weitere Infos zu den Vortragenden finden Sie hier. Bitte melden Sie sich bis zum 8. Oktober mit einer E-Mail an: socialmediamuseum-ludwig.de. Die Konferenz findet ausschließlich online statt.

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