Black Power – Flower Power
Black Power – Flower Power Fotografien von Pirkle Jones und Ruth-Marion Baruch
3. Februar – 3. Juni 2018
Präsentation im Fotoraum
Mit Sympathie und beobachtender Distanz fing das Fotografenehepaar Pirkle Jones und Ruth-Marion Baruch das San Francisco der 1960er-Jahre ein, in dem die Black Panthers aus der Bürgerrechtsbewegung hervorgingen und Hippies im Stadtteil Haight-Ashbury neue Lebens- und Arbeitsformen erprobten. Es war eine Zeit, in der gerade an der Westküste der USA die verschiedenen Strömungen von Bürgerrechtsbewegung und Counter Culture auf besondere Weise verdichtet waren. Die Politisierung und Radikalisierung nach der Ermordung von Malcolm X und den blutigen Aufständen in Watts, Los Angeles, standen neben anarchischem Hedonismus und die agitativen Plakate der Black Panther waren neben psychedelischen Postern der Hippiekultur im Stadtbild zu finden.
Das Museum Ludwig erhielt 2013 eine Schenkung der Pirkle Jones Foundation von 52 Fotografien von Ruth-Marion Baruch und Pirkle Jones. Diese werden nun zum ersten Mal alle zusammen in einer Studioausstellung im Fotoraum des Museums präsentiert. Eine Spotify-Playlist ermöglicht den Besuchern der Ausstellung ein individuelles audiovisuelles Erlebnis zum Einfinden in den damaligen Zeitgeist.
Ruth-Marion Baruch (1922–1997) und Pirkle Jones (1914–2009) lernten sich 1946 an der California School of Fine Arts in der Fotografieklasse von Ansel Adams kennen. Drei Jahre später heirateten sie. Baruch war mit ihrer Familie 1927 von Berlin nach New York emigriert, was sie vor der nationalsozialistischen Verfolgung rettete. Nach einem anfänglichen Studium der Anglistik und des Journalismus gelangte sie auch durch ihre Masterarbeit zu Edward Weston schließlich selbst zur Fotografie. Jones wiederum war in Louisiana und Indiana Zeuge von Gewalt und Rassismus geworden. So verbindet beide ein geschärftes gesellschaftliches Bewusstsein, was in ihren Arbeiten sichtbar wird.
Für die Hippie-Bewegung, deren Gegenkultur sich vor ihrer Haustür formierte, brachte das Fotografenpaar großes Interesse auf: Baruch besuchte im Jahr 1967 immer wieder den Stadtteil Haight-Ashbury, Ursprung und Zentrum der alternativen Flower Power-Szene. Das Programm der Hippies konnte man hier an jeder Straßenecke fotografieren: Freie Liebe und Drogenkonsum, friedliches Leben in der Gemeinschaft und die Selbstverwirklichung des Individuums abseits vom Leistungsdruck der kapitalistischen Gesellschaft. Jones interessierte sich für die Hausboot-Community Gate Five in Sausalito, eine Kommune von Freigeistern, Künstler*innen und Aussteiger*innen, die er über mehr als zwei Jahre konstant begleitete.
Es war Baruchs Anliegen, nach diesen Projekten auch die Black Panther Party abzulichten, die sich von der gewaltfreien Bürgerrechtsbewegung Martin Luther Kings abgrenzten. Obwohl die Civil Rights Act von 1964 rassistische Diskriminierung unter Strafe stellte, sah die Realität anders aus. Mit ihrem Zehn-Punkte-Programm kämpften die Black Panther weiterhin gegen gesellschaftliche Unterdrückung und Ausbeutung. Sie forderten gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Arbeit und menschwürdigem Wohnen, faire Gerichtsprozesse und das Ende der willkürlichen Polizeigewalt. Gegen letztere riefen die Black Panther zur Selbstverteidigung auf und lehnten Gewalt als Mittel nicht ab. Die Presse zeichnete von der Partei ein stark negatives Bild. Mit dem Ziel, diesem eindimensionalen Bild entgegenzuwirken, hatte Baruch die Fotoreihe zunächst alleine geplant. Schließlich entstand daraus doch eine Kooperationsarbeit mit Pirkle Jones,als er sie zur ersten Demonstration der Black Panther fahren sollte und spontan entschied: „I’ll drive you there if you really want to go, but then I’ll take my camera too.“
Spotify
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