Kunst ins Leben! Der Sammler Wolfgang Hahn und die 60er Jahre
Kunst ins Leben! Der Sammler Wolfgang Hahn und die 60er Jahre
24. Juni – 24. September 2017
Eröffnung: 23. Juni 2017, 19h
In den 1960er-Jahren bildete das Rheinland ein wichtiges Zentrum für ein revolutionäres Kunstgeschehen: Eine neue, international vernetzte Generation von KünstlerInnen widersetzte sich der traditionellen Kunst. Sie nutzte den Alltag als Inspirationsquelle und Alltagsgegenstände als Kunstmaterial. Sie ging hinaus in das städtische Umfeld. Sie durchbrach die Grenzen der Kunstdisziplinen und arbeitete zusammen mit MusikerInnen, LiteratInnen, FilmemacherInnen und TänzerInnen. Am Puls dieser aufregenden Zeit begann der Kölner Gemälderestaurator Wolfgang Hahn (1924-1987) die neue Kunst zu erwerben und zu einer vielschichtigen Sammlung mit Werken des Nouveau Réalisme, Fluxus, Happening, Pop Art und Konzeptkunst zusammenzutragen.
Wolfgang Hahn war Chefrestaurator des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig. Diese Perspektive prägte seinen Blick auf die zeitgenössische Kunst. Er erkannte, dass die neue Kunst um 1960 in ihrem Kern prozesshaft und performativ war. So besuchte er von Beginn an Veranstaltungen neuer Musik, Fluxus-Aktionen und Happenings. Er initiierte Arbeiten wie Daniel Spoerris Hahns Abendmahl von 1964, realisierte in seinem Wohnzimmer Lawrence Weiners Konzept A SQUARE REMOVAL FROM A RUG IN USE von 1969 und kaufte nicht nur Konzepte und Partituren, sondern auch Audioarbeiten und 16-mm-Filme von KünstlerInnen.
Auf der anderen Seite begegnete er der zeitgenössischen Kunst mit einem historischen Bewusstsein. Als Zeuge von Aktionen und Happenings protokollierte er das Gesehene; er führte KünstlerInneninterviews, um mehr über die Herstellungsweise und künstlerische Haltung zu erfahren; und er sammelte gezielt Werke und Dokumente, die aus bestimmten Aktionskontexten stammten. So befinden sich sehr viele Objekte aus der legendären Ausstellung Nam June Paiks Exposition of Music. Electronic Television von 1963 in seiner Sammlung.
1978 kaufte die Republik Österreich die Sammlung Hahn an, die 2003 durch weitere Ankäufe vervollständigt wurde und sich im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien befindet. Indem die Ausstellung im Museum Ludwig und im mumok erstmals die Sammlung Hahn als ein abgeschlossenes Zeitzeugnis betrachtet, ermöglicht sie einen neuen Blick auf die Kunst der 1960er- und 1970er-Jahre auch jenseits kunsthistorischer oder geografischer Einordnungen.
KünstlerInnen
Anouj, Arman, Ay-O, Joseph Beuys, George Brecht, Michael Buthe, John Cage, John Chamberlain, Christo, Bruce Conner, Philip Corner, Merce Cunningham, Gérard Deschamps, Jim Dine, François Dufrêne, Öyvind Fahlström, Robert Filliou, Sam Gilliam, Ludwig Gosewitz, Nancy Graves, Raymond Hains, Al Hansen, Dick Higgins, Allan Kaprow / Kasia Fudakowski, Alison Knowles, Arthur Køpcke, Gary Kuehn, Yayoi Kusama, Barry Le Va, Boris Lurie, Gordon Matta-Clark, Claes Oldenburg, Yoko Ono, Nam June Paik, Lil Picard, Klaus Rinke, Mimmo Rotella, Dieter Roth, Niki de Saint Phalle, Günter Saree, George Segal, Daniel Spoerri, Paul Thek, Jean Tinguely, Ursula, Franz Erhard Walther, Robert Watts, Lawrence Weiner, H.C. Westermann, Stefan Wewerka, Jacques de la Villeglé, Wolf Vostell, Gil J. Wolman.
Kasia Fudakowski wurde eingeladen, Push and Pull, 1963 von Allan Kaprow neu zu erfinden. Sie wird als neue Arbeit Push and Pull – Re-Invented realisieren.
Über die Ausstellung
Eine Ausstellung des Museum Ludwig in Kooperation mit dem mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, kuratiert von Barbara Engelbach (Museum Ludwig) und Susanne Neuburger (mumok). Die Ausstellung im Museum Ludwig wurde kuratiert von Barbara Engelbach.
Die Ausstellung wird im Anschluss ab dem 10. November 2017 im mumok zu sehen sein.
Die Ausstellung wird großzügig unterstützt von der Peter und Irene Ludwig Stiftung, der Kunststiftung NRW, dem Landschaftsverband Rheinland sowie aus Mitteln des PS-Zweckertrages der Sparkasse KölnBonn aus der Lotterie des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes PS Sparen und Gewinnen und der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig e.V..
#kunstausdemleben Instagram Aktion
Daniel Spoerri hat in den 1960er Jahren mit seinen Fallenbildern buchstäblich die Reste diverser Abendessen festgehalten: Er hat alle auf dem Tisch befindlichen Gegenstände auf selbigen geklebt und so dreidimensionale Stillleben geschaffen. Das war nicht immer schön: die Reste schimmelten mit der Zeit vor sich hin, die vollen Aschenbecher stanken. Spoerri konservierte so echte „Gesellschaftsbilder“.
Vom 17.7. bis 18.8.2017 haben wir in Spoerris Sinne die Fallenbilder wieder aufleben lassen! Dazu habt ihr uns die Reste eures Familienessens, den Bierzelttisch nach der Gartenparty, den Wohnzimmertisch nach dem Dinner for One oder den Campingtisch auf dem Festival gezeigt und unter #kunstausdemleben eure Kunst aus dem wahren Leben auf Instagram geteilt.
Zu gewinnen gab es 1 von 10 Ausstellungskatalogen zu Kunst ins Leben! Der Sammler Wolfgang Hahn und die 60er Jahre!. #kunstausdemleben war eine gemeinsame Aktion des Museum Ludwig und des mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien.
#kunstausdemleben auf Instagram
Wir danken unseren Partnern:
Katalog
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König, 328 S., ca. 500 Abb. großteils in Farbe, 38€.
Die Essays stammen von Barbara Engelbach, Susanne Neuburger und Susanne Rennert. Darüber hinaus sind einer repräsentativen Werkauswahl monografische Texte gewidmet. Die Autoren sind: Ágnes Berecz, J. P. Binstock, Lisa Bosbach, Stephan Diederich, Diedrich Diederichsen, Marianne Dobner, Silvia Eiblmayr, Barbara Engelbach, Ines Gebetsroither, Barbara Herrmann, Dirk Hildebrandt, Matthias Koddenberg, Doris Krystof, Annette Lagler, Dirk Luckow, Simone Moser, Susanne Neubauer, Susanne Neuburger, Marlene Obermayer, Sandra Reimann, Dietmar Rübel, Feliticas Thun-Hohenstein, Ulrich Wilmes, Jörg Wolfert, Michael Wonnerth-Magnusson