Chargesheimer
Präsentation im Fotoraum

27. April – 10. Novem­ber 2024

Am 19. Mai 2024 wäre der Köl­n­er Fo­to­graf Chargesheimer (1924–1971), ei­gentlich Karl Heinz Hargesheimer, ein­hun­dert Jahre alt ge­wor­den. Aus die­sem An­lass zeigt das Mu­se­um Lud­wig im Fo­to­raum eine Auswahl von rund fün­fzig sein­er Werke. Chargesheimer wurde mit den Fo­to­büch­ern Cologne in­time und Un­ter Krah­nen­bäu­men bekan­nt, die der Stadt Köln und ihrem All­t­agsleben gewid­met sind. In der Präsen­ta­tion sind drei­und­vierzig der in die­sem Zusam­men­hang ent­s­tan­de­nen Fo­to­gra­fien zu se­hen. Zwei Videos er­lauben Ein­blick in die Fo­to­büch­er. Außer­dem bezie­ht die Präsen­ta­tion drei von Chargesheimers weniger bekan­n­ten Skulp­turen – Me­di­a­tions­mühlen – ein und zeigt sechs sein­er ab­s­trak­ten Fo­to­ex­per­i­mente.

1957 er­schie­nen Chargesheimers Fo­to­gra­fien in dem vom da­ma­li­gen Leit­er des Nachricht­e­namtes der Stadt Köln Hans Sch­mitt-Rost be­treuten Fo­to­buch Cologne in­time. Der Auf­trag lautete, repräsen­ta­tive Auf­nah­men des Wied­er­auf­baus der kriegsz­er­störten Stadt anzuferti­gen, dabei aber auch die „typischen“ Köl­n­er*in­nen festzuhal­ten. Chargesheimer steuerte Fo­to­gra­fien bei, die sich durch ei­nen unge­woh­n­ten und di­rek­ten Blick auf das All­t­agsleben auszeich­nen. In seinem 1958 er­schiene­nen Buch Un­ter Krah­nen­bäu­men, das er alleine ve­r­ant­wortete, set­zte er solche Fo­to­gra­fien zu kon­tras­treichen Mo­tivse­rien zusam­men. Ungeschönt, aber auch lie­bevoll doku­men­tiert er die Straße in Köln, deren Name dem Buch sei­nen Ti­tel lei­ht. Er zeigt das Straßen- und Kneipen­leben eines da­mals noch in­tak­ten und lebendi­gen Köl­n­er Vier­tels. Hein­rich Böll schreibt im Vor­wort zu dies­er Pub­lika­tion: „Vielleicht wird nur in Straßen, wie diese eine ist, richtig gelebt.“

Chargesheimer ver­fol­gte viel­fache In­teressen. Neben der doku­men­tarischen Ab­bil­dung beschäftigte er sich mit der Fo­to­gra­fie als bildgeben­des Medi­um. Bere­its Ende der 1940er Jahre be­gann er mit den Mit­teln von Licht­gra­fik und fo­to­chemischen Prozessen zu ex­per­i­men­tieren und Fo­to­gra­fien ohne Kam­era herzustellen. „Sch­wenken, Wischen, Sch­aben, Abkühlen, Bren­nen – Zufü­gung von Säuren, Basen, Far­ben und Lack­en“ so beschreibt Chargesheimer seine Ex­per­i­mente mit Fo­to­plat­ten und Neg­a­tiv­en im Text zu sein­er er­sten Ausstel­lung in Mai­land 1950. Die Ergeb­nisse dies­er ex­per­i­men­tellen Ar­beit­en sind ma­lerisch im Stil des da­mals vorherrschen­den In­formel.

Ab 1967 schuf Chargesheimer kinetische Skulp­turen aus Plexi­glas, die er als Med­i­ta­tions­mühlen bezeich­nete. Drei davon aus der Samm­lung des Mu­se­um Lud­wig wer­den nun nach rund zwanzig Jahren er­st­mals wied­er präsen­tiert. In den kup­pelför­mi­gen Kon­struk­tio­nen sind über mehrere Ebe­nen kris­tal­line El­e­mente aus Plexi­glas or­gan­isiert, die durch ein kom­plex­es Zah­n­radsys­tem in Be­we­gung ge­set­zt wer­den. Die ver­wir­rende Fülle der Plexi­glaspris­men mit ihren Lichtre­flex­en bildet ei­nen auf­fäl­li­gen Kon­trast zur präzisen Mechanik der Zah­n­räder. Chaos und Kon­trolle schei­nen sich hi­er zu ergänzen.

Ku­ra­torin: Bar­bara En­gel­bach