Meisterwerke der Moderne. Die Sammlung Haubrich im Museum Ludwig

04. Au­gust 2012 bis 30. Au­gust 2013

Es er­schien den Köl­n­ern wie eine Botschaft aus ein­er besseren Welt, als Josef Haubrich 1946 seine Schätze der Stadt über­gab. Diese Kunst hatte man schon ver­loren geglaubt. Nun zog sie in ein­er tri­um­phalen Wan­der­ausstel­lung durch Deutsch­land und Eu­ro­pa. Heute ist die Samm­lung im Mu­se­um Lud­wig un­terge­bracht. Sie gilt als eine der besten des Ex­pres­sion­is­mus in Eu­ro­pa, berück­sichtigt aber auch Neue Sach­lichkeit und an­dere Ten­denzen der Klas­sischen Mod­erne.

Recht­san­walt Haubrich (1889-1961) war eine typische Köl­n­er Per­sön­lichkeit, ge­sel­lig und großzügig. Und er be­saß et­was, das nicht alle Köl­n­er im Drit­ten Reich be­sessen haben: Mut. Die Samm­lung spiegelt seine Per­sön­lichkeit, seine Lust am Leben und am Neuen. Bere­its während des Er­sten Weltkriegs be­gann er damit, Werke zeit­genös­sisch­er vor­wie­gend deutsch­er Kün­stler zusam­men­zu­tra­gen, darun­ter solche Glanzstücke wie das Porträt des Dok­tor Hans Koch von Ot­to Dix, das er­ste mod­erne Gemälde über­haupt in der Samm­lung oder die Sch­wärmer von Emil Nolde sowie der berühmte Hal­bakt mit Hut von Ernst Lud­wig Kirch­n­er, der bere­its 1925 auf der Bien­nale von Venedig aus­gestellt wurde und bis heute beispiel­haft für die Samm­lung ste­ht. Darüber­hi­naus zählen Werke von Marc Cha­gall, Karl Hofer, Hein­rich Ho­er­le, Wil­helm Lehm­bruck oder Pau­la Mod­er­sohn-Beck­er zu den Meis­ter­w­erken der Samm­lung. Aquarelle bil­den den Grund­s­tock, Gemälde die Sub­s­tanz, Skulp­turen befin­d­en sich, damit ver­glichen, in der Min­derzahl. Die Grenze hin zum ganz Ab­s­trak­ten über­schritt Haubrich nur ungern, den Kon­struk­tivis­mus und den Blauen Reit­er mied er eben­so wie Da­da oder Novem­ber­gruppe. Erst nach 1946, als die Samm­lung in Ab­s­tim­mung mit dem da­ma­li­gen Di­rek­tor des Wall­raf-Richarz-Mu­se­um Dr. Leopold Rei­de­meis­ter weit­er wuchs, wur­den Werke des Blauen Reit­er, Bauhaus oder Ku­bis­mus ein­be­zo­gen.

Ab dem 4. Au­gust ist die Samm­lung endlich wied­er in ihrem Zusam­men­hang zu bes­tau­nen. In der Vor­bere­i­tung der Ausstel­lung und des Ka­t­a­logs wur­den drei be­malte Gemälde-Rück­seit­en wied­er­ent­deckt, von de­nen zwei, Ernst-Lud­wig Kirch­n­ers Fränzi in Wie­sen und Alex­ej von Jawlen­skys Vari­a­tion, noch nie aus­gestellt wor­den sind. Die Ne­upräsen­ta­tion, die mit Hilfe des Ber­lin­er Kün­stlers Er­an Schaerf re­al­isiert wurde, stellt diese Dop­pel­bilder be­son­ders her­aus.

Ein um­fan­greich­er Ka­t­a­log - seit 1959 die er­ste Pub­lika­tion zu den Gemäl­den und Skulp­turen der Samm­lung Haubrich - fasst die besten Werke aus Haubrichs Bestän­den mit neu ange­fertigten Fo­to­gra­fien und pro­fun­den Text­darstel­lun­gen zusam­men und lie­fert sorgfältig eruierte In­for­ma­tio­nen über die Samm­lungs­ge­nese und dem neusten Stand der Prove­nien­zrecherche. Mit Hilfe ein­er ei­gens geschaf­fe­nen Stelle für Prove­nien­z­forschung kon­nte so der oft verzweigte Weg von über 140 Werken in die Samm­lung Haubrich im Mu­se­um Lud­wig aufgezeigt wer­den. Eine Ver­beu­gung vor einem Mann, dem die Kun­st­s­tadt Köln viel ver­dankt.

Ku­ra­torin­nen: Dr. Ju­lia Frie­drich mit Dorothee Gra­fahrend-Goh­mert