Brauchen wir ein Museum der Fotografie? Oder ist sie in einem Kunstmuseum besser aufgehoben?
Das Museum der Fotografie. Eine Revision
Seit Jahrzehnten geistert ein Phantom durch die Presse: das Museum der Fotografie. Man brauche es, sagen die Befürworter, „wirklich?“ erwidern die Gegner. Der Chemiker und Sammler Erich Stenger (1878–1957) betrachtete Fotografien nie als Kunst, sondern als Belege einer Technik. Schon früh plädierte er für ein (Technik-)Museum der Fotografie, für das er systematisch sammelte und einen detaillierten Ordnungsplan entwarf; es sollte das zentrale deutsche Fotomuseum werden. Heute ist seine Sammlung Teil der Fotografischen Abteilung des Museum Ludwig – eines Kunstmuseums also.
Die Ausstellung öffnet dieses „Museum im Museum“ und unterzieht Stengers Vorstellung eines Fotomuseums einer Revision. Zu sehen sind unter anderem Landschaftsfotografien des 19. Jahrhunderts, Fliegerfotografien aus dem Ersten Weltkrieg, als Schmuckstücke eingefasste Portraits oder preisgekrönte Tierbilder der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch Alben und Karikaturen auf die Fotografie. Sein Museum sollte eine Enzyklopädie der Fotografie werden – da war er ganz ein Mann des 19. Jahrhunderts. Die Objekte und Stengers Ordnungssystem werden nun erstmals im Zusammenhang vorgestellt und in ein Kunstmuseum des 21. Jahrhunderts übersetzt.