Im Andenken an Irene Ludwig.
Präsentation anlässlich ihres
ersten Todestages

29. Novem­ber 2011 bis 24. Ju­ni 2012

Vor einem Jahr, am 28. Novem­ber 2010, starb un­er­wartet Frau Prof. Dr. h.c. mult. Irene Lud­wig. In ihrem Tes­ta­ment ver­fügte sie aus ihrem Nach­lass spek­takuläre Schenkun­gen und Dauer­lei­h­gaben für das Mu­se­um Lud­wig und das Mu­se­um Sch­nüt­gen. Ins­ge­samt 528 Werke aus dem Be­sitz von Prof. Lud­wig bereich­ern nun auf Dauer die Köl­n­er Samm­lun­gen.

Neben dem her­aus­ra­gen­den Kon­vo­lut von Werken der Rus­sischen Avant­garde ver­fügte Irene Lud­wig auch, ne­un Werke aus ihrem pri­vat­en Haus als Dauer­lei­h­gabe an das Mu­se­um Lud­wig zu geben. Darun­ter befin­d­et sich der er­ste Ankauf des Ehe­p­aars Lud­wig im Bereich der Klas­sischen Mod­erne: ein Früh­w­erk von Karl Hofer, „Nach dem Bade", aus dem Jahr 1912. Außer­dem Werke von Au­gust Macke, Fer­nand Léger, Hen­ri Ma­tisse, Ly­onel Feininger, Alex­ej von Jawlen­sky, Roy Licht­en­stein, Jasper Johns und Jack­son Pol­lock.An­läss­lich ihres er­sten Todes­tages hat das Mu­se­um Lud­wig ei­nen Raum mit je­nen Werken ein­gerichtet, die aus dem Pri­vathaus von Peter und Irene Lud­wig stam­men und nun er­st­mals der Öf­fentlichkeit präsen­tiert wer­den. Ergänzt wird diese Präsen­ta­tion durch drei Werke von Can­di­da Höfer, die die pri­vat­en Räume des Ehe­p­aars Lud­wig doku­men­tieren.

„Von 1957 an hat es uns ange­s­pornt, in Museen durch unsere Er­wer­bun­gen Akzente zu setzen, und vol­lends nach 1968 wurde uns be­wusst, was uns vo­ran­trieb: Mit unseren Tat­en woll­ten wir In­for­ma­tions­lück­en sch­ließen. Wir woll­ten in die Öf­fentlichkeit brin­gen, was Be­we­gung aus­löste und den Blick er­weit­erte", so beschrieb Peter Lud­wig die Mo­ti­va­tion des Ehe­p­aars. Diese Sam­mellei­den­schaft prägte aber auch ihr di­rektes pri­vates Um­feld. Im 1953 ge­baut­en Wohn­haus waren die sich heute im Mu­se­um Lud­wig befind­lichen Kunst­w­erke Teil eines beein­druck­en­den Ge­samtensem­bles von Kun­stschätzen aus allen Konti­nen­ten und aus den un­ter­schiedlich­sten Zeit­en. Darüber hi­naus ließen Peter und Irene Lud­wig beim Bau alte Türen, Glasscheiben, Git­ter und Keramikkacheln als Spolien in die Ar­chitek­tur einsetzen.

Bevor die Kunst­w­erke in ihren neuen Aufen­thalt­sort im Mu­se­um Lud­wig ge­bracht wur­den, beauf­tragte die Peter und Irene Lud­wig Stif­tung die Köl­n­er Kün­st­lerin und Fo­to­grafin Can­di­da Höfer, die In­nen­räume des Haus­es in ihrem Orig­i­nalzu­s­tand zu doku­men­tieren. Drei dies­er Auf­nah­men hat Can­di­da Höfer in einem repräsen­ta­tiv­en For­mat ver­größert. Diese Werke wur­den von der Peter und Irene Lud­wig Stif­tung für das Mu­se­um Lud­wig er­wor­ben und sind eben­falls er­st­mals zu se­hen.

Seit den frühen 1980er Jahren fo­to­gra­fiert Can­di­da Höfer (geb. 1944) öf­fentliche Räume wie Museen, Bi­blio­theken, Wartesäle, Zoos und Kurhäus­er. Die Auf­gabe solch­er Räume ist es nor­maler­weise, mit ihr­er Ein­rich­tung, Ar­chitek­tur und Beleuch­tung zu repräsen­tieren. Zwar än­dert Höfer keines der drei El­e­mente bei ihr­er Ar­beit, aber sie wech­selt die Per­spek­tive auf die in der Regel men­schen­leeren Räume. Auf diese Weise vermei­det sie, die Repräsen­ta­tions­funk­tion fo­to­gra­fisch zu wieder­holen, son­dern deckt statt­dessen die Geschichte und die heutige Wertschätzung der Orte auf. In ihr­er Rei­he „Samm­ler­räume im Rhein­land", die sie seit mehr als zehn Jahren ver­fol­gt, zeigt Höfer darüber hi­naus, wie Pri­vatleute mit ihren Kunst­w­erken leben. Der un­ver­wech­sel­bare Stil von Can­di­da Höfer macht auch den be­son­deren und außergewöhn­lichen Um­gang der Eheleute Peter und Irene Lud­wig mit ihr­er Kunst sicht­bar, wähl­ten sie doch im­mer be­wusst Kon­stel­la­tio­nen, in de­nen die Werke in den Dia­log mit an­deren Kun­s­to­b­jek­ten ger­at­en: Die kris­tal­line Struk­tur eines Feininger-Gemäldes ko­r­re­spondiert mit per­spek­tivischen Kon­struk­tio­nen auf nied­er­ländischen Kacheln des 17. Jahrhun­derts, oder Mack­es „Elis­a­beth und Wal­terchen mit Wolf" hängt in un­mit­tel­bar­er Nähe ein­er Ma­don­na mit Kind aus dem 12. Jahrhun­dert.

Dr. Bar­bara En­gel­bach