Otto Dix ist einer der großen Porträtisten des 20. Jahrhunderts. Seine Porträttechnik fasziniert nicht nur aufgrund ihrer mimetischen Darstellungsweise, er bringt mit ihr auch eine Spannung zwischen realem Vorbild und künstlerischem Abbild zum Klingen.
Dass die Perspektive des Malers auf sein Modell jedoch zutiefst subjektiv ist, lässt sich am Bildnis des Düsseldorfer Urologen Hans Koch erkennen: Der Arzt erscheint inmitten eines martialisch anmutenden Apparates an medizinischen Geräten geradezu wie ein Folterknecht. In seiner geschundenen Körperlichkeit wirkt er selbst wie ein Opfer der Möglichkeiten moderner Medizin. Sein Blick entgleist hinter dem Kneifer, tiefrot leuchtet der Schmiss auf der Wange auf, über sein fliehendes Kinn zieht sich eine Narbe.
Schonungslos überzeichnend, zählt Dix zu den Mitbegründern des veristischen Flügels der Neuen Sachlichkeit. Zur Steigerung des Ausdrucks benutzt er nicht nur die Form. Auch die bestimmenden Farbtöne Im Porträt von Dr. Koch – fahles Eierschalen-beig und rot-braun verweisen auf die Fachrichtung des Dr. Koch, der sich als Urologe mit den wenig appetitlichen Innereien des Menschen beschäftigt. Dr. Koch war nicht nur Arzt, sondern auch ambitionierter Kunstsammler und maßgeblicher Förderer von Dix.