HIER UND JETZT im Museum Ludwig. Antikoloniale Eingriffe

8. Ok­to­ber 2022 – 5. Fe­bruar 2023

Kün­stler*in­nen: Palo­ma Ay­ala, Pav­el Agui­lar, Daniela Or­tiz, Pau­la Baeza Pail­amil­la

Das achte Pro­jekt der Ausstel­lungs­rei­he HI­ER UND JET­ZT im Mu­se­um Lud­wig un­tern­immt ei­nen an­tikolo­nialen Streifzug durch die ständige Samm­lung. Zusam­men mit den  Kün­stler*in­nen Daniela Or­tiz (*1985 in Pe­ru), Pau­la Baeza Pail­amil­la (*1988 in Chile), Pav­el Agui­lar (*1989 in Hon­duras) und Palo­ma Ay­ala (*1980 in Mexiko) schauen wir mit kri­tisch-neugierigem Blick auf kün­st­lerische Po­si­tio­nen aus Latei­nameri­ka. Welche latei­namerikanischen Kün­stler*in­nen fin­d­en sich in der Samm­lung? Wie re­pro­duzieren Kün­stler*in­nen der Klas­sischen Mod­erne – al­so in der Regel aus Eu­ro­pa – den ex­o­tisieren­den Blick auf den globalen Sü­den? Welche Werke gilt es kri­tisch zu hin­ter­fra­gen, welche bi­eten Ge­gen­mod­elle an? 

Daniela Or­tiz en­gagiert sich in ihr­er Kunst für ei­nen an­ti­ras­sis­tischen und an­tikolo­nialen Diskurs. In ihr­er Malerei zeigt sie eine ei­gene Per­spek­tive auf Max Ern­sts Die Jungfrau züchtigt das Je­suskind vor drei Zeu­gen: An­dré Bre­ton, Paul Eluard und dem Kün­stler (1921). Pau­la Baeza Pail­amil­la ist Ma­puche-Kün­st­lerin und beschäftigt sich un­ter an­derem mit kul­turellen Prak­tiken ihr­er in­di­ge­nen Vor­fahren. Ihr In­teresse gilt kollek­tiv­en Ak­tio­nen, die den ei­ge­nen Kör­p­er poli­tisch, sozial und his­torisch verorten. Für die Ausstel­lung wird Baeza Pail­amil­la eine Per­for­mance und Videoin­s­tal­la­tion en­twick­eln, die sich mit Schoko­la­den­pro­duk­tion beschäftigt. Aus­gangspunkt der Mu­se­ums­grün­dung 1976 war die Schenkung Peter und Irene Lud­wigs, deren Ver­mö­gen sich in er­ster Linie der multi­na­tio­nalen Pro­duk­tion und dem Ver­trieb von Schoko­lade ver­dankte. In­n­er­halb der ständi­gen Samm­lung des Mu­se­ums wird der Sound­kün­stler Pav­el Agui­lar mit Klangskulp­turen und In­s­tal­la­tio­nen in­ter­ve­nieren. Die Kün­st­lerin Palo­ma Ay­ala wird für die Be­such­er*in­nen Ton­fig­uren zum An­fassen her­stellen, die während der Ausstel­lungs­laufzeit fort­laufend er­weit­ert und verän­dert wer­den. Darüber hi­naus soll in einem ei­gens konzipierten Rah­men­pro­gramm ein Dia­log mit den Be­such­er*in­nen ent­ste­hen, was an­tikolo­niale Ein­griffe be­deuten kön­n­ten.

Die kün­st­lerischen Ar­beit­en machen, verteilt über das ganze Haus, ex­istierende Machtver­hält­nisse sicht­bar – so set­zt sich Pav­el Agui­lar mit dem ex­o­tisieren­den Blick ex­pres­sion­is­tisch­er Kün­stler au­sei­nan­der und dre­ht ihn um. Ein Glos­sar sowie QR-Codes, die an un­ter­schiedlichen Werken platziert sind, geben Hin­weise auf die lange diskrim­i­na­torische Geschichte der In­sti­tu­tion Mu­se­um selbst. Gleichzeitig weisen die aufge­wor­fe­nen Fra­gen in die Zukunft: Wie kön­nen wir an­tikolo­nial agieren, wenn wir in kolo­nialen Struk­turen operi­eren? Kann ein Mu­se­um mit vor­wie­gend weißen Mi­tar­beit­er*in­nen an­tikolo­nial sein? Sich an­deren Per­spek­tiv­en zu öff­nen kann auch be­deuten, in­di­ge­nen Wis­sens­for­men Raum zu geben — et­wa, um nach­haltige For­men des Lebens und Wirtschaftens im Ein­k­lang mit der Na­tur zu ent­deck­en.

➤ Für die Ausstel­lung ist ein Glos­sar ent­s­tan­den, das sich mit Be­grif­f­en, die in der Ausstel­lung eine Rolle spielen, beschäftigt. Es bezie­ht sich auf The­men des Mu­se­ums als In­sti­tu­tion. Das Glos­sar ist ein Ar­beitsin­stru­ment, das aus ein­er bes­timmten Wis­sensper­spek­tive ent­s­tan­den und kei­nes­falls voll­ständig ist. Es kann hi­er einge­se­hen wer­den. 

Ku­ra­torin: Joanne Ro­driguez

Die Ausstel­lung wird sub­s­tanziell un­ter­stützt von der Förder­gruppe HI­ER UND JET­ZT aus dem Kreis der Mit­glied­er der Ge­sellschaft für Mod­erne Kunst am Mu­se­um Lud­wig e. V. und der Stif­tung Storch. Be­son­der­er Dank gilt außer­dem der Bun­deszen­trale für poli­tische Bil­dung/bpb für die großzügige Förderung des Rah­men­pro­gramms. Eben­falls danken wir Russ­me­dia und der Peter und Irene Lud­wig Stif­tung für die Un­ter­stützung der Ausstel­lung.