Sammlungspräsentation zum 90. Geburtstag von Gerhard Richter

1. Fe­bruar – 1. Mai 2022

Das Mu­se­um Lud­wig gra­t­uliert Ger­hard Richter mit ein­er konzen­tri­erten Samm­lungspräsen­ta­tion zum 90. Ge­burt­s­tag. Vom 1. Fe­bruar bis zum 1. Mai 2022 präsen­tiert das Mu­se­um Lud­wig eine Auswahl von fünf Werken Ger­hard Richters (*9. Fe­bruar 1932) aus seinem Be­s­tand. Gezeigt wer­den so­wohl Ar­beit­en, die Per­so­n­en oder Ge­gen­stände ab­bil­den, als auch ab­s­trakte Malerei sowie Scheiben und Spiegel.

Das Mu­se­um Lud­wig in Köln, das Ger­hard Richter selbst scherzhaft als sein „Hei­mat­mu­se­um“ bezeich­nete, be­her­bergt einige der be­deu­tend­sten Werke des Kün­stlers. Seine Gemälde Ema (Akt auf ein­er Treppe) von 1966 und Fünf Türen von 1967 ge­hörten zur Grün­dungsschenkung des Samm­lere­he­p­aares Peter und Irene Lud­wig an das Mu­se­um 1976. Es fol­gten weitere Schenkun­gen und Ankäufe, so der monu­men­tale, 1971-72 ent­s­tan­dene Bei­trag für die Venedig-Bien­nale 48 Porträts, das 1981 geschaf­fene Gemälde Krieg (Ab­s­trakt Nr. 484), später die 11 Scheiben von 2003 oder Zwei Grau von 2016. Den jüng­sten Neuzu­gang bil­den die Ne­un Ob­jekte, ein 1969 geschaf­fenes Port­fo­lio mit Off­set­druck­en, das die Ini­tia­tive Per­len­such­er der Ge­sellschaft für Mod­erne Kunst am Mu­se­um Lud­wig 2021 für das Mu­se­um Lud­wig er­wor­ben hat.

Während Ema (Akt auf ein­er Treppe), das er­ste far­bige so­ge­nan­nte Fo­to­bild in Richters Œu­vre, eine groß­for­matige, ver­sch­wommene Ab­malung der Fo­to­gra­fie eines pri­vat­en Su­jets bildet, ge­hören die Fünf Türen zur Gruppe sein­er Kon­struk­tio­nen. In ih­nen schafft Richter an­hand regelmäßig struk­turi­ert­er Mo­tive – wie Git­ter, Fen­ster oder Vorhänge – ge­malte Il­lu­sio­nen von Räum­lichkeit, die den Malvor­gang als solchen wie auch die Vorstel­lun­gen der Be­trach­t­en­den vom Bild hin­ter­fra­gen. Die for­mal re­duzierte, alltägliche Se­quenz ein­er sich öff­nen­den Tür, die sukzes­sive den Blick in ei­nen leeren, unbes­timmten Raum frei gibt, zeigt Richters In­teresse am Spiel mit Schein­haftigkeit und Re­al­ität ‚hin­ter‘ dem Bild, mit unseren Er­war­tung­shal­tun­gen, deren Er­fül­lung oder aber deren Un­ter­laufen und (Ent-)Täuschung. Mit dem fünfteili­gen Gemälde wer­den auch einige be­glei­t­ende Zeich­nun­gen zu den Türk­linken präsen­tiert, die eben­falls 1976 in die Samm­lung ka­men. Die Fünf Türen wer­den nach ihr­er um­fan­greichen Res­tau­rierung (Septem­ber 2018 – Mai 2019), ge­fördert durch das Land NRW, er­st­mals wied­er präsen­tiert.

Um die Frage des Bildes als Il­lu­sion kreist Richter auch in sei­nen dif­fus spiegel­n­den Ob­jek­ten, wie Zwei Grau oder 11 Scheiben. Die Schöp­fung vi­sueller Räum­lichkeit, wie sie der Kün­stler vielschichtig mit den Mit­teln der Malerei ins Bild set­zt, erzeugt er hi­er im Ma­te­rial selbst, in der Emailbeschich­tung auf makel­los glat­tem Float­glas oder dem ne­bel­haften Tie­fen­sog der Spiegelung in hin­tere­i­nan­der gestaf­fel­ten, spezialbeschichteten Glasscheiben.

Wie sehr sich solche ver­stören­den, die ei­gene Wahrneh­mung und den kün­st­lerischen Il­lu­sion­is­mus hin­ter­fra­gen­den El­e­mente durch Richters ge­samtes Schaf­fen zie­hen, zei­gen nicht zulet­zt auch die Ne­un Ob­jekte von 1969, Off­set­drucke nach Fo­to­gra­fien, die Ger­hard Richter von selbst ge­baut­en Hol­zob­jek­ten ge­macht hatte. Die da­mals pro­fes­sionell nach An­gaben des Kün­stlers ir­ri­tierend re­tuschierten Auf­nah­men ver­bildlichen Richters Au­sei­nan­derset­zung mit Il­lu­sion und Wirk­lichkeit. So notierte er: „Il­lu­sion — bess­er An­schein, Schein ist mein Leben­s­the­ma.“