Reena Spaulings, Advisors, Detail 1 (Eleanor Cayre), 2016, Acrylfarbe auf Dibond, 86,4 x 66 cm, © Courtesy of the artist, Private Sammlung und Campoli Presti, London/Paris

HIER UND JETZT im Museum Ludwig: Reena Spaulings. HER AND NO

3. Juni – 27. August 2017

Eröff­nung: Fre­i­tag, 2. Ju­ni 2017, 19h

Wer – oder was – ist Ree­na Spaul­ings? Der Name ste­ht seit 2004 für ver­schie­dene kollek­tiv-kün­st­lerische Ak­tiv­itäten: Zunächst betitelte Ree­na Spaul­ings ein Ro­man­pro­jekt, an dem eine unbes­timmte An­zahl anonymer Au­torin­nen und Au­toren aus dem Um­feld des Kün­stlerkollek­tivs Ber­nadette Cor­po­ra­tion mitwirkte. Fast zeit­gleich ent­s­tand eine kom­merzielle Ga­lerie mit Ausstel­lungs­räu­men in New York,  die sei­ther Kün­st­lerin­nen und Kün­stler wie Mer­lin Car­pen­ter, Jut­ta Koether, Claire Fon­taine und Klara Lidén repräsen­tiert. Eben­falls in 2004 for­mierte sich ein Kün­stlerkollek­tiv, das seit­dem un­ter dem Na­men der fik­tiv­en Kün­st­lerin Ree­na Spaul­ings operi­ert und un­ter die­sem eine sys­tem­re­flexive sowie selb­stironische, kollek­tive Malerei be­treibt.

Für Ree­na Spaul­ings stellt die Ausstel­lung HER AND NO die er­ste in­sti­tu­tionelle Zusam­me­nar­beit mit einem Mu­se­um dar. Die Präsen­ta­tion fokussiert die kün­st­lerische Ar­beit des Kollek­tivs. Sie um­fasst eine ei­gens für die Ausstel­lung ent­s­tan­dene In­s­tal­la­tion aus neuen, neuaufgelegten und bere­its beste­hen­den Ar­beit­en, die sich im weitesten Sinn mit dem Stel­len­w­ert des Kün­stlers in der Ge­sellschaft be­fasst und zu­gleich mit dem For­mat der in­sti­tu­tionellen Werkschau in einem Mu­se­um spielt.

Im Zen­trum der Ausstel­lung ste­hen drei groß­for­matige sowie frei im Raum ste­hende Bildträger aus Alu­mini­um. Das ge­malte Su­jet hi­er­auf adap­tiert Gus­tave Cour­bets berühmtes Bild Die Begeg­nung (Bon­jour, Mon­sieur Cour­bet), in dem der Maler auf Wan­der­schaft fernab der städtischen Kul­turszene auf sei­nen Samm­ler Al­fred Bruyas trifft. Ree­na Spaul­ings über­führt die Szene, in der sich Cour­bet 1854 als selb­st­be­wusster Na­tur­bursche in­sze­niert, in die heutige Ge­gen­wart. Dabei analysiert sie nicht ohne Ironie das Be­wusst­sein des Kün­stlers für seine Rolle früher wie heute und deutet gleichzeitig auf das fein­maschige Ab­hängigkeits­ge­füge in­n­er­halb der Kunst­welt hin. In die­sem Sinne the­ma­tisiert auch die 14-teilige Porträt­serie Ad­vi­sors, die renom­mierte Kun­st­ber­a­terin­nen und –be­r­ater porträtiert, deren zuneh­mende Be­deu­tung auf dem Kun­st­markt. Zwar ste­hen Kün­st­lerin­nen und Kün­stler seit der Mod­erne nicht länger in einem Auf­tragsver­hält­nis zum Mäzen – für diese Art von Bezie­hung kann die Gat­tung des Porträts heute als Sinn­bild ver­s­tan­den wer­den –, doch wirken nach wie vor deut­lich spür­bare Markt- und Macht­mech­anis­men auf sie ein, die in der schein­bar autono­men Entschei­dung die Ad­vi­sors-Se­rie zu malen sicht­bar wer­den.   

Zu­dem sind in der Ausstel­lung Wied­er­auf­nah­men der wichtig­sten Werk­grup­pen Ree­na Spaul­ings zu se­hen. Die Mal­tech­nik er­streckt sich über poin­tilis­tische New York- und Köl­n­darstel­lun­gen, in An­leh­nung an Os­kar Kokoschkas An­sicht der Stadt Köln vom Mes­se­turm aus (1956) bis hin zu von Putzrobotern er­stell­ten Gemäl­den, die er­s­taun­licher­weise eine Kraft und Far­bigkeit ent­fal­ten, die den Be­trachter auf den er­sten Blick an die Seestücke Wil­li­am Turn­ers denken lassen. Bei bei­den Werk­grup­pen ste­ht die Er­probung ein­er kollek­tiv­en Mal­praxis im Vorder­grund, die sich über die Idee ein­er in­di­vi­du­ellen Au­torschaft und kün­st­lerischen Hand­schrift hin­wegset­zt.

Über die Rei­he HI­ER UND JET­ZT im Mu­se­um Lud­wig

REE­NA SPAUL­INGS. HER AND NO ist die dritte Ausstel­lung in­n­er­halb der Pro­jek­trei­he HI­ER UND JET­ZT im Mu­se­um Lud­wig und wird ku­ratiert von An­na Cz­er­l­itz­ki. Hier­bei han­delt es sich um ein ex­per­i­men­telles For­mat, bei dem die Kon­ven­tio­nen museal­er Kun­st­präsen­ta­tion kri­tisch beleuchtet und die Vorge­hen­sweisen der ei­ge­nen in­sti­tu­tionellen Ar­beit hin­ter­fragt wer­den.  

Die Ausstel­lung wird un­ter­stützt von der Förder­gruppe HI­ER UND JET­ZT aus dem Kreis der Mit­glied­er der Ge­sellschaft für Mod­erne Kunst am Mu­se­um Lud­wig e. V. sowie der Stif­tung Storch.

Zur Ausstel­lung er­scheint ein Ka­t­a­log.

Ku­ra­torin: An­na Cz­er­l­itz­ki

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