Joan Mitchell, Untitled, 1964, Öl auf Leinwand, 274,3 x 201,9 cm, © Estate of Joan Mitchell, Collection of the Joan Mitchell Foundation, New York, Foto: Günter König

Joan Mitchell
Retrospective. Her Life and Paintings

14. Novem­ber 2015 – 21. Fe­bruar 2016

Eröff­nung: Fre­i­tag, 13.11.2015, 19:30 Uhr

Die Avant­gar­den des 20. Jahrhun­derts, auch die Malerei des Ab­s­trak­ten Ex­pres­sion­is­mus, wur­den ange­führt von Män­n­ern – doch Jack­son Pol­lock und all die an­deren kon­n­ten Joan Mitchell nicht stop­pen. Die le­g­endäre Kün­st­lerin en­twick­elte im Um­feld der New York School ihre ei­gene Form der ma­lerischen Ab­s­trak­tion: Eine po­etische Bild­sprache zwischen Kalkül und Emo­tion, die den Be­trachter zu­gleich sinn­lich ver­führt und in­tellektuell sti­m­uliert. Die Schau im Mu­se­um Lud­wig stellt mit rund dreißig, teils sehr groß­for­mati­gen, mehrteili­gen Bildern eine der be­deu­tend­sten Pro­ta­g­on­istin­nen der Kunst des 20. Jahrhun­derts vor.

Zusam­men mit dem Kun­sthaus Bre­genz und in en­ger Zusam­me­nar­beit mit der Joan Mitchell Foun­da­tion in New York präsen­tiert das Mu­se­um Lud­wig eine große Über­blick­sausstel­lung der Kün­st­lerin Joan Mitchell (*1925 in Chica­go, †1992 in Paris). Der Fokus der Schau liegt dabei auf ihr­er Malerei – ange­fan­gen bei frühen Ar­beit­en aus den 1950er Jahren bis hin zum Spätw­erk ihr­er let­zten Leben­s­jahre.

Darüber hi­naus wid­met sich ein großer Teil der Ausstel­lung der er­sten um­fan­greichen Präsen­ta­tion des Archiv­ma­te­rials aus der Joan Mitchell Foun­da­tion. An­hand von filmischen und fo­to­gra­fischen Auf­nah­men, Ko­r­re­spon­denz, Ein­la­dungskarten sowie Postern und an­deren Ephe­mera wird die schillernde Per­son Joan Mitchell und ihre vielfälti­gen Bezie­hun­gen zu an­deren bil­den­den Kün­stlern, Lit­er­at­en und an­deren Per­so­n­en der kul­turellen Welt ihr­er Zeit beleuchtet. Un­ter an­derem stand sie mit Elaine de Koon­ing, Franz Kline, Jean-Paul Ri­opelle sowie mit Frank O’Hara oder Sa­muel Beck­ett in en­gem Kon­takt.

Schon zu Be­ginn ihr­er Kar­riere nahm Joan Mitchell 1959 an der doc­u­men­ta II in Kas­sel teil ̧ ihre Werke sind in den Samm­lun­gen der wichtig­sten Museen in den USA und Frankreich vertreten. Dass ihr den­noch im in­ter­na­tio­nalen Ausstel­lungswe­sen bis heute nicht die Beach­tung zukommt wie ihren nur un­wesentlich äl­teren männ­lichen Malerkol­le­gen Jack­son Pol­lock, Franz Kline oder Willem de Koon­ing, teilt sie mit an­deren Ma­lerin­nen ihr­er Gen­er­a­tion. Mittler­weile haben allerd­ings vor allem junge Kün­st­lerin­nen und Kün­stler Joan Mitchell und ihre Kunst ent­deckt. Dies liegt neben ihr­er emanzi­pa­torischen Hal­tung nicht zulet­zt auch an der be­son­deren Po­si­tionierung ihr­er Malerei, die – wie ihre ei­gene Bi­o­gra­fie – zwischen den ver­schie­de­nen kul­turellen Wel­ten der USA und Eu­ro­pa an­ge­siedelt ist. Während sie die er­sten prä­gen­den Ein­flüsse in ihr­er amerikanischen Hei­mat er­hielt – 1925 in Chica­go ge­boren, lebte sie bis zu ihr­er Über­sied­lung nach Frankreich in den 1950er Jahren meist in New York –ge­wann die Kunst Eu­ro­pas für sie zuneh­mend an Be­deu­tung.

Wie kaum ein­er an­deren Kün­st­lerin gel­ingt es ihr, land­schaftliche Phänomene wie Licht, Wass­er und Pflanzen in ihre at­mo­sphärisch aufge­la­de­nen Bildern zu über­tra­gen und gleichzeitig eine vol­lkom­men autonome Ab­s­trak­tion beizube­hal­ten. In ihr­er zu­tiefst ei­gen­ständi­gen Bild­sprache treten Kalkül und Emo­tion in mi­tun­ter sehr groß­for­mati­gen Werken in ei­nen Dia­log, der die Be­trachter gleicher­maßen sinn­lich ver­führt und in­tellektuell sti­m­uliert. Vor allem in den späten mehrteili­gen Ar­beit­en öff­nen sich Bil­dräume, deren Farb- und Tie­fe­nakzen­tuierun­gen sich einem ge­nauen Aus­loten ver­weigern und die Be­trachter förm­lich ins Bild zie­hen.

Die Ausstel­lung vereint Ar­beit­en aus Museen wie dem Mu­se­um of Mod­ern Art in New York, dem Cen­tre Pompi­dou in Paris sowie aus der Joan Mitchell Foun­da­tion mit Werken aus Pri­vat­samm­lun­gen, die bish­er noch nie oder nur sel­ten in der Öf­fentlichkeit zu se­hen waren.

Förderer
Joan Mitchell Foundation
Peter und Irene Ludwig Stiftung
Cheim Read
Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig