Zoodram 4 (Recollection), 2011, Aquarium, hermit crab in the head of the sleeping muse (model of the Brancusi work), red lava rocks, arrow crabs, Ishikawa Collection, Okayama, Japan
  • Pierre Huyghe

    Im Mu­se­um Lud­wig er­schafft der franzö­sische Kün­stler eine ganz ei­gene Welt

Pierre Huyghe

11. April bis 13. Juli 2014

Am Cen­tre Pompi­dou in Paris war die Ausstel­lung die er­fol­greich­ste Schau eines zeit­genös­sischen Kün­stlers in der Geschichte des Haus­es – Nun kommt die Ausstel­lung ans Mu­se­um Lud­wig, sie ist die er­ste große Ausstel­lung zu seinem bish­eri­gen Werk im deutsch­sprachi­gen Raum und wird mit über 60 Ar­beit­en ver­schie­den­ste Me­di­en – lebende We­sen, Ob­jekte, In­s­tal­la­tio­nen, Fo­to­gra­fien, Filme, Zeich­nun­gen und Musik – zusam­men­brin­gen und eine Zeits­panne von 1993 bis heute um­fassen.

Pierre Huyghe (ge­boren 1962 in Paris), der zu den maßge­blichen Ak­teuren in der in­ter­na­tio­nalen, zeit­genös­sischen Kunst zählt, ar­beit­et mit zeit­basierten Si­t­u­a­tio­nen und hat sich in den 1990er und frühen 2000er Jahren in wichti­gen Werken wie Snow White Lu­cie, Time­keep­er, No Ghost No Just a Shell, l’Ex­pe­di­tion Scin­til­lante and A Jour­ney That Wasn’t mit dem Ausstel­lungsprozess au­sei­nan­derge­set­zt.

Seine Ar­beit­en treten in ganz un­ter­schiedlichen For­men auf – als lebende Sys­teme, Ob­jekte, Filme, Fo­to­gra­fien, Zeich­nun­gen und Musik.

Seit eini­gen Jahren en­twick­elt Huyghe in sich geschlossene Sys­teme, die Le­be­we­sen und Arte­fakte um­fassen und in unbes­timmtem Rhyth­mus Ereig­nisse her­vor­brin­gen. Hi­er­für ste­hen die bei­den am­bi­tionierten Pro­jekte The Host and the Cloud (2009-2010) und Un­tilled (2012), sein Bei­trag zur dOC­U­MEN­TA 13 in Kas­sel.

The Host and the Cloud war als ein­jähriges Live-Ex­per­i­ment in einem ver­lasse­nen ethno­gra­fischen Mu­se­um an­gelegt. Eine Gruppe von Men­schen war di­rekt mit Si­t­u­a­tio­nen kon­fron­tiert, die im ganzen Ge­bäude zufäl­lig auf­trat­en. The Host and the Cloud ist ein Tren­nungs­ri­tu­al, das durch ei­nen selb­st­generi­eren­den Vor­gang kul­turelle Ein­flüsse aus­treibt oder aufhebt. Nach­dem man einige An­we­sende ein­ge­la­den hatte, in das Ge­bäude einzutreten, wur­den sie mit dem laufen­d­en Ex­per­i­ment allein ge­lassen. Par­al­lel dazu wurde das Ereig­nis ge­filmt.

Auf der dOC­U­MEN­TA (13) schuf Pierre Huyghe in einem für die Kom­postierung bes­timmten Teil eines Barock­gartens Un­tilled, eine hi­erarchielose Zusam­men­stel­lung aus ein­er Skulp­tur eines Fraue­naktes, deren Kopf von einem aus­gesch­wärmten Bi­e­nen­volk umhüllt ist, aphro­di­sischen und psy­chotropen Pflanzen, einem Hund mit einem pink­far­be­nen Bein, einem en­twurzel­ten Baum aus Joseph Beuys' 7000 Eichen und weit­eren El­e­men­ten. Die­s­es wach­sende Sys­tem blieb un­berührt von der Ge­gen­wart der Be­trachter, die dem Ort begeg­neten.

In der er­sten Sta­tion dies­er Ret­ro­spek­tive, dem Cen­tre Ge­orges Pompi­dou, passte er die Ausstel­lung an die ar­chitek­tonischen Über­bleib­sel der vo­range­gan­ge­nen Schau von Mike Kel­ley an. Pierre Huyghe be­nutzte die vorhan­de­nen Wände, die er verset­zte und zurechtsch­nitt, um seine Werke zu in­s­tal­lieren. Für die zweite Präsen­ta­tion oder das zweite »Ereig­nis« im Mu­se­um Lud­wig wur­den die Ar­beit­en samt den Wän­den, an de­nen sie sich be­fan­den, aus­gesägt und ins Köl­n­er Mu­se­um ver­legt, wo sie mit den neuen Ausstel­lungszusam­men­hän­gen und -be­din­gun­gen in Wider­spruch treten.

Für den Kün­stler vereint die Ausstel­lung ein dy­namisch­es Sys­tem aus un­ter­schiedlich in­ten­siv­en Werken, aus dem sich die Möglichkeit eines Ereig­niss­es ent­fal­ten sollte.

Pierre Huyghe hatte zahl­reiche in­ter­na­tio­nale Einze­lausstel­lun­gen an Or­ten wie der Tate Mod­ern in Lon­don, dem Solo­mon R. Gug­gen­heim Mu­se­um in New York, dem Franzö­sischen Pav­il­lon auf der Bien­nale in Venedig, dem Van Abbe­mu­se­um in Eind­hoven und dem Rei­na So­fia in Ma­drid. Fern­er war er an ein­er Rei­he in­ter­na­tio­naler Grup­pe­nausstel­lun­gen wie der dOC­U­MEN­TA 11 und 13 beteiligt.

Er er­hielt den Spezial­preis der Ju­ry für den Franzö­sischen Pav­il­lon bei der Bien­nale in Venedig (2001), den Hu­go Boss Prize am Gug­gen­heim Mu­se­um (2002), den Smith­so­nian Mu­se­um's Con­tem­po­rary Artist Award (2010) und den Roswitha Haft­mann-Preis (2013).

Es er­scheint ein Ka­t­a­log im Hirmer Ver­lag in En­glisch mit deutschem Insert mit Beiträ­gen von Pierre Huyghe, Tris­tan Gar­cia, Dorothea von Han­tel­mann, Em­ma Lavi­gne, Vin­cent Nor­mand, Ka­tia Baudin und Jar­rett Gre­go­ry.

Die Ausstel­lung wurde vom Cen­tre Pompi­dou, Musée Na­tio­n­al d’art mod­erne, Paris, in Zusam­me­nar­beit mit dem Mu­se­um Lud­wig, Köln und dem Los An­ge­les Coun­ty Mu­se­um of Art or­gan­isiert.

Wir danken unseren Part­n­ern:
Per­for­mance Part­n­er: