• Das Mu­se­um der Fo­to­gra­fie. Eine Re­vi­sion

    Brauchen wir ein Mu­se­um der Fo­to­gra­fie? Oder ist sie in einem Kun­st­mu­se­um bess­er aufge­hoben?

Das Museum der Fotografie:
Eine Revision

28. Ju­ni bis 16. Novem­ber 2014

Seit Jahrzeh­n­ten geis­tert ein Phan­tom durch die Po­di­en, Zeitschriften und Feuil­le­tons: das Mu­se­um der Fo­to­gra­fie. „Man brauche es“, sa­gen die Be­für­worter, „wirk­lich?“ er­widern die Geg­n­er. Der Samm­ler Erich Stenger (1878–1958) be­trachtete Fo­to­gra­fien nie als Kunst, son­dern als Belege ein­er Tech­nik, seine Vi­sion ihr­er Präsen­ta­tion war aber eine museale. Schon früh plädierte er für ein (Tech­nik-)Mu­se­um der Fo­to­gra­fie, für das er sam­melte und auch ei­nen Ord­nungs­plan ent­warf – von den Vor­läufern der Fo­to­gra­fie bis zu ihren zahl­reichen An­wen­dungs­ge­bi­eten in den 1950er Jahren. Heute ist seine um­fan­greiche Samm­lung Teil der Fo­to­gra­fischen Samm­lung des Mu­se­um Lud­wig, eines Kun­st­mu­se­ums al­so.

Stenger Samm­lung um­fasste un­ter an­derem Land­schafts­fo­to­gra­fien des 19. Jahrhun­derts, Por­traits, Flieger­fo­to­gra­fien aus dem Er­sten Weltkrieg, als Sch­muck­stücke einge­fasste Bild­nisse, preis­gekrönte Tier­bilder der er­sten Hälfte des 20. Jahrhun­derts, Karika­turen auf die Fo­to­gra­fie und etlich­es mehr. So wie Stenger als Na­tur­wis­sen­schaftler Dat­en sam­melte und in Ta­bellen oder Di­a­gramme übertrug, so sortierte es auch alles, was mit Fo­to­gra­fie zusam­men­hängt. Et­wa hun­dert An­wen­dungs­ge­bi­ete un­ter­schied er: von der Ar­chitek­tur­fo­to­gra­fie zur Za­u­ber­fo­to­gra­fie. Sein Mu­se­um sollte eine En­zyk­lopädie der Fo­to­gra­fie wer­den – da war er ganz ein Mann des 19. Jahrhun­derts. Gezeigt hat er seine Samm­lung in den großen Fo­toausstel­lun­gen sein­er Zeit, auch auf der „Pres­sa“ in Köln 1928.

Heute ist die­s­es „Mu­se­um im Mu­se­um“ Teil der Samm­lung Ag­fa und damit ein wichtiger Be­s­tand der Fo­to­gra­fischen Samm­lung des Mu­se­um Lud­wig, eines Kun­st­mu­se­ums al­so. Wie aber in einem Kun­st­mu­se­um mit dies­er Samm­lung umge­hen?

Un­ter ver­schie­de­nen As­pek­ten sind Teile einzelne Werke und Kon­vo­lute schon seit dem frühen 20. Jahrhun­dert zu se­hen gewe­sen. Im Mu­se­um Lud­wig in den Ausstel­lun­gen „Fact­s“ (2006), „Sil­ber und Salz“ (1988), „An den süßen Ufern Asien­s“ (1989) und vielen an­deren. Jet­zt soll aber Stengers ei­gene Samm­lungsidee in den Fokus gerückt und über­dacht wer­den. Sch­ließlich sind Museen und Archive heute Ge­gen­s­tand hitziger De­bat­ten und in­ten­siv­er Selb­stre­flexion. Sie bil­den und reg­ulieren das kul­turelle Gedächt­nis. Sie neh­men Ein­fluss auf unsere Sicht der Ver­gan­gen­heit und Ge­gen­wart, Fo­to­gra­fie im Mu­se­um ganz be­son­ders. Als die Samm­lung Stenger 2005 zum na­tio­nalen Kul­turgut erk­lärt wurde, wurde diese Funk­tion quasi amtlich.
Grund genug, sie ein­er Re­vi­sion zu un­terzie­hen und zu un­ter­suchen, was nach welchen Kri­te­rien ge­sam­melt wurde und wie man heute in einem Kun­st­mu­se­um mit die­sen Ob­jek­ten umge­hen möchte. Die Ausstel­lung um­fasst ca. 250 Fo­to­gra­fien und Ob­jekte.

Es er­scheint ein Ka­t­a­log im Kehr­er Ver­lag: „Pho­to­gra­phien führen wir nicht… Lebenserin­nerun­gen des Samm­lers Erich Stenger (1878–1957)“.

Ku­ra­torin: Miri­am Hal­wani

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