Restaurierung

Die Res­tau­rierungs­abteilung im Mu­se­um Lud­wig

Das Be­wahren, al­so die Er­hal­tung der Kunst­w­erke in einem Mu­se­um, ist neben dem Sam­meln, dem Forschen und dem Ausstellen/Ver­mit­teln eine der vi­er Säulen der Mu­se­um­sar­beit. Damit ist eine der grundle­gen­den Auf­gaben der Res­tau­rierungs­abteilung des Mu­se­um Lud­wig die langfristige Er­hal­tung der in der Samm­lung befind­lichen Kunst­w­erke. Dazu ge­hören un­ter an­derem In­s­tal­la­tio­nen, Skulp­turen, Gemälde, Zeich­nun­gen, Fo­to­gra­fien, Videos und Außen­skulp­turen. Die am Mu­se­um angestell­ten Res­tau­ra­tor*in­nen sind alle Ab­sol­vent*in­nen ver­schie­den­er Stu­di­engänge und Fach­bereiche der Res­tau­rierungs- und Konservierungswis­sen­schaften.

Ei­nen großen An­teil des Ar­beit­s­tages ein­er*eines Res­tau­ra­tor*in nimmt die Zu­s­tands­doku­men­ta­tion der einzel­nen Kunst­w­erke in der Dauer­ausstel­lung, den Wech­se­lausstel­lun­gen und den Auslei­hen ein. Auch das Han­dling (al­so das Be­we­gen und der Tran­s­port) sowie der Auf- und Ab­bau von Kun­s­to­b­jek­ten wer­den durch die Res­tau­rierungs­abteilung vor­bereit­et und be­treut. Dabei wer­den be­son­dere Vorge­hen­sweisen, Maße und Hin­weise für das Kunst­w­erk, zum Beispiel, wo und wie es im Ausstel­lungs­raum platziert wer­den soll, in In­s­tal­la­tion­san­wei­sun­gen doku­men­tiert. Wenn Kunst­w­erke aus der Samm­lung des Mu­se­um Lud­wig an Museen im In- und Aus­land aus­gelie­hen wer­den, wird auch vor Ort der Zu­s­tand durch Res­tau­ra­tor*in­nen des Mu­se­um Lud­wig über­prüft und der Auf- und Ab­bau be­treut. Be­son­ders bei sehr frag­ilen Ob­jek­ten wird der Tran­s­port durch Res­tau­ra­tor*in­nen per­sön­lich be­gleit­et.

Zu Be­ginn ein­er je­den Res­tau­rierung wer­den bei einem Kun­s­to­b­jekt die­sel­ben Fra­gen gestellt, die zu un­ter­schiedlichen Ant­worten führen:

Wie sie­ht das Ob­jekt aus?
Wo­raus beste­ht das Ob­jekt?

Wie ist es kon­struiert und mit welchen Ma­te­rialien hat die*der Kün­stler*in gear­beit­et?
In welchem Zu­s­tand befin­d­et sich das Ob­jekt?
Was ist die Kün­stler*in­nen­in­ten­tion?
Was hat zum aktuellen Zu­s­tand ge­führt?

Kun­st­tech­nol­o­gische Un­ter­suchun­gen von Werken geben Auskunft über die von ein­er*einem Kün­stler*in ver­wen­de­ten Ma­te­rialien und Tech­niken und kön­nen eben­so der Echtheit­süber­prü­fung di­e­nen. Die Res­tau­rierungs­abteilung des Mu­se­um Lud­wig ar­beit­et mit ver­schie­de­nen na­tur­wis­sen­schaftlichen La­boren und Hoch­schulen zusam­men, um diese Fra­gen zu klären und Kunst­w­erke fachgerecht er­hal­ten zu kön­nen.

Die Grund­lage ein­er je­den Res­tau­rierung bildet somit das Hin­schauen, Beobacht­en, Beschreiben und Ver­ste­hen, was mit dem Werk als Ganzes passiert. Dazu stellt sich die*der Res­tau­ra­tor*in zunächst die Frage, was zu dem Scha­den ge­führt hat. Ist er ob­jek­tim­ma­nent (al­so liegt es an der Kon­struk­tion oder dem Ma­te­rial)? Ist er durch das Han­dling ent­s­tan­den? Oder haben zum Beispiel die Ausstel­lungsbe­din­gun­gen zum aktuellen Zu­s­tand des Ob­jekts ge­führt? Möglichst gün­stige Licht- und Kli­m­a­si­t­u­a­tio­nen in den De­pot- und Ausstel­lungs­räu­men ver­langsa­men Ab­bau- und Al­terungs­reak­tio­nen, wie wis­sen­schaftliche Un­ter­suchun­gen ein­drucksvoll zei­gen.

All diese Beobach­tun­gen fließen in eine Zu­s­tandsbeschrei­bung ein, aus der ein in­di­vi­du­elles Res­tau­rierungskonzept en­twick­elt wird. Die­s­es sch­ließt Ma­te­rial­a­nal­y­sen und Tests an speziell en­twick­el­ten Probekör­pern mit ein, um fachgerechte Res­tau­rierun­gen vor­bereit­en und durch­führen zu kön­nen.

Dabei ge­ht es nicht – wie oft angenom­men wird – darum, das Kunst­w­erk wied­er in ei­nen neuw­erti­gen Zu­s­tand zu versetzen. Ziel ist im­mer, den aktuellen Zu­s­tand eines Kunst­w­erks zu sta­bil­isieren, so­dass keine weit­eren Schä­den an die­sem ent­ste­hen kön­nen. Im Fokus ste­ht dabei die Ab­sicht, das Kunst­w­erk im Sinne der*des Kün­st­lerin*Kün­stlers zu er­hal­ten und es den Be­such­er*in­nen präsen­tieren zu kön­nen. Alle während ein­er Res­tau­rierung er­fol­gten Maß­nah­men wer­den fo­to­gra­fisch und schriftlich doku­men­tiert und pro­tokol­liert, damit sie für spätere res­tau­ra­torische Maß­nah­men nachvol­lzie­h­bar bleiben.

Am Ende der ak­tiv­en Res­tau­rierung ste­ht oft die Frage nach ein­er op­ti­malen Präsen­ta­tion in den Ausstel­lungs­räu­men und ein­er fachgerecht­en Ver­pack­ung. Diese Maß­nah­men wer­den als präven­tive Konservierungs­maß­nah­men bezeich­net, wozu auch Schutzver­pack­un­gen aus archivgerecht­en Ma­te­rialien, Ver­gla­sun­gen, spezielle Mon­tierun­gen, Rück­seit­en- und Sch­wingschütze auf Gemälderück­seit­en sowie das Schädlings­ma­n­age­ment zählen, um neue Schä­den an Kunst­w­erken zu ver­hin­dern.

 Auch der Zu­s­tand von neuer­wor­ben­er Kunst wird durch die Res­tau­rierungs­abteilung doku­men­tiert. Präven­tive und konser­va­torische Maß­nah­men sind auch für Werke der mod­er­nen und zeit­genös­sischen Kunst zur Vermei­dung oder Ver­langsa­mung von Beschädi­gun­gen und Ab­bauprozessen notwendig. In der mod­er­nen und zeit­genös­sischen Kunst wer­den viele nicht-al­terungsbeständige Ma­te­rialien und Me­di­en ver­wen­det, die oft er­he­blich in­sta­bil­er als die handge­fertigten Ma­te­rialien der Kunst aus vorin­dus­trieller Zeit sind. Zur Wahrung der In­ten­tion der*des Kün­st­lerin*Kün­stlers ar­beit­et das Mu­se­um Lud­wig mit den Kün­stler*in­nen oder ihren Nach­lassver­wal­ter*in­nen bei einem notwendi­gen Res­tau­rierungsvorhaben zusam­men.

Im Sinne eines nach­halti­gen Wis­sen­s­trans­fers kooperi­ert die Res­tau­rierungs­abteilung des Mu­se­um Lud­wig mit allen in­ter­na­tio­nalen Hoch­schulen, an de­nen Res­tau­rierung un­ter­richtet wird sowie mit freiberu­flichen Res­tau­ra­tor*in­nen, und un­ter­stützt durch die Be­treu­ung von wis­sen­schaftlichen Ab­sch­lus­sar­beit­en die res­tau­rierungswis­sen­schaftliche Hoch­schul­bil­dung.