Kathryn Andrews.
Special Meat Occasional Drink

25. Mai bis 1. Septem­ber 2013

An­drews beschäftigt sich in ihren konzeptuellen Skulp­turen auf vielfältige Art und Weise mit den Be­din­gun­gen der Auf­führung und Präsen­ta­tion. Dabei überneh­men ihre Skulp­turen die Auf­gabe eines Büh­ne­nauf­baus oder ein­er Requisite, die den Be­trachter dazu auf­fordern, selbst als Ak­teur zwischen ih­nen aufzutreten. Die per­for­ma­tive Qual­ität kommt vielleicht am deut­lich­sten in der Ereig­nishaftigkeit ihr­er Ge­burt­s­tags-Skulp­turen zum Aus­druck, auf Hochglanz polierten Stah­lab­schrankun­gen, die ein­mal im Jahr mit Luft­bal­lons verse­hen wer­den.

An­dere Ar­beit­en wiederum baut sie aus gemi­eteten Film­requisiten, welche nur auf Zeit ein an­son­sten un­voll­ständi­ges Werk kom­plet­tieren und durch ihre Vorgeschichte teil­weise höchst sym­bolisch auf-ge­la­den sind, wie ein T-Shirt, das Brad Pitt auf einem Film Set trug oder ein Mo­tor­rad­helm eines der Drei En­gel für Char­lie, die den Ge­danken ein­er ver­bor­gene Sehn­sucht nach den un­er­reich­baren Film­s­tars in sich tra­gen. Die Verknüp­fung ein­er erzäh­lerischen und ein­er tem­po­ralen Di­men­sion bringt eine Kom­plex­ität her­vor, die mit ihr­er di­rek­ten und an der Pop Art an­geleh­n­ten Bild­sprache kol­li­diert.

Für die Ausstel­lung Spe­cial Meat Oc­ca­sio­n­al Drink stellt das Mu­se­um Lud­wig Kathryn An­drews un­ter an­derem den in­tern als Aquar­i­um bezeich­neten Raum im zweit­en Oberges­choss zur Ver­fü­gung: eine von ein­er ho­hen Fen­ster­front do­minierte Ausstel­lungsar­chitek­tur, die durch ihre Ei­gen­hei-ten Kün­stler wie Be­such­er im­mer wied­er kon­struk­tiv her­aus­fordert. Auf spie­lerische Art und Weise greift An­drews auf ein entle­genes, gar ab­sur­des ortsspez­i­fisch­es Charak­teris­tikum zurück und macht die­s­es in der Folge zum Aus­gangspunkt ihr­er ge­samten Präsen­ta­tion: Die zen­trale In­s­tal­la­tion der Ausstel­lung zeigt eine überdi­men­sionierte Stell­wand mit ein­er bun­ten Meeresszenerie, die sich zwischen Fin­d­et Ne­mo, Flip­per und Sea­World be­wegt. Im Zusam­men­spiel mit den Chro­mober­flächen ihr­er per­for­ma­tiv­en Skulp­turen ent­ste­hen dy­namische und op­tische Vexier­spiele an der Grenze der Ma­te­rial­ität. Dass es sich dabei um eine Ar­beit han­delt, die für die Dauer der Ausstel­lung geschaf­fen wurde, verdeut­licht An­drews In­teresse an tem­po­ralen In­sze­nierun­gen. Die­s­es The­ma wird eben­so in den zwei Ga­le­rien vor die­sem Raum aufge­grif­f­en. Auch hi­er hat Kathryn An­drews eine Wan­dar­beit pro­duziert, die sich mit weißen Kerzen auf sch­warzem Hin­ter­grund fast plaka­tiv mit dem The­ma Zeit und Dauer beschäftigt.

Kathryn An­drews Ar­beit­en sind in dop­pel­ter Hin­sicht auch eine Au­sei­nan­derset­zung mit dem Mu­se­um Lud­wig: Neben das Ein­greifen in die Ar­chitek­tur des Haus­es - die nicht nur von in­nen, son­dern auch von außen wahrgenom­men wer­den kann - tritt die Beschäf­ti­gung mit den kün­st­lerischen Sch­w­er­punk­ten der Samm­lung. An­drews Bild­sprache erin­n­ert in ihr­er Ein­fach­heit und Ein­dringlichkeit an Pop Art sowie an Wal­ter De Marias Edel­s­tahl­skulp­turen, ist aber zu­gleich Zeug­nis eines konzeptuellen (und oft auch nar­ra­tiv­en) Kos­mos. Es ist ger­ade diese Veror­tung, Ei­nord­nung und Kat­e­gorisierung, die die Kün­st­lerin forciert und let­zten En­des un­ter­miniert.

Ku­ra­tor: Philipp Kais­er